Der Mehrwert digitaler Medien im Blick der Empirie

Wenn (digitale) Medien einen Mehrwert gegenüber anderen (nicht-digitalen) Medien haben, ist anzunehmen, dass sich dieser Mehrwert auch in Leistungstests niederschlägt. Der Mehrwert sollte also empirisch überprüfbar sein.
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige ausgewählte Meta-Studien vor, die den Effekt von digitalen Medien auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern in den Blick nehmen.

Die Hattie-Studie

Eine der bekanntesten empirischen Studien zur Bildungsforschung stammt vom australischen Bildungswissenschaftler John Hattie. Dieser untersuchte 2013 in einer Meta-Meta-Studie (d.h. die Synthese von ca. 800 Meta-Analysen, die wiederum auf insgesamt ca. 50.000 Studien und Daten von ca. 250 Mio. Lernenden zurückgreifen (vgl. Hattie 2013, S. XI) )den Einfluss unterschiedlicher Domänen, Faktoren bzw. Merkmale auf den kognitiven Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern.
Für den Einsatz von Computern im Unterricht, webbasiertes Lernen und interaktive Lernvideos zeichnet Hattie allerdings ein wahrlich ernüchterndes Bild: Insgesamt ergaben sich allenfalls kleine bzw. mittlere Effekte des Technikeinsatzes in der Schule (Zur Einordnung der Effektgrößen bitte hier entlang).

2024 erschien die zweite Auflage „Visible Learning 2.0“, in der die Effekte digitaler Medien auf das Lernen stärker berücksichtigt worden sind. Erneut werden kleine bis mittlere Effekte des Einsatzes digialer Medien im Unterricht auf die Lernleistung der Schüler*innen berichtet. Hattie erklärt diesen Umstand damit, dass digitale Medien oft nur zur Wissensvermittlung eingesetzt würden, ohne dass sich die Art und Weise des Lehrens und Lernens ändern würde. Es reicht also nicht, nur Arbeitsblätter zu digitalisieren und ab und zu ein Kahoot einzusetzen, auch der Unterricht muss den Bedingungen der Kultur der Digitalität entsprechen. Dann – das zeigen etliche Metaanalysen – wird der Einsatz digitaler Medien wirksam und erzielt große Effekte.

 

Detailliertere Informationen zu den in die Hattie-Studie eingeflossenen Studien und Metaanalysen finden sich auf der Website „Visible Learning MetaX“.

ZIB/TUM-Studie

Die Metastudie "Digitale Medien im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufe. Einsatzmöglichkeiten, Umsetzung und Wirksamkeit" des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) an der Technischen Universität München (TUM) berücksichtigen 79 Einzelstudien, die sich auf die Fächer Mathematik, Physik, Biologie und Chemie beziehen. Insgesamt kommen Hillmayr, Reinhold, Ziernwald und Reiss zu folgendem Ergebnis:

"Analysen im Rahmen der durchgeführten Metastudie haben ergeben, dass sich insgesamt positive Auswirkungen durch den Einsatz digitaler Lernprogramme in mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern auf die Leistung und die Motivation von Schülerinnen und Schülern des Sekundarbereichs zeigen. Vorteilhaft ist beispielweise ein Einsatz digitaler Medien ergänzend zu traditionellen Unterrichtsmethoden oder die paarweise Nutzung des Mediums, durch die die Kommunikation unter den Schülerinnen und Schülern angeregt werden kann. Neben den unterschiedlichen Funktionsweisen verschiedener Lernprogramme ist entscheidend für die Lernwirksamkeit, dass sich Lehrkräfte mit der Materie auseinandersetzen, sich weiterbilden und digitale Medien durchdacht in das Unterrichtskonzept integrieren. Eine allgemeingültige Aussage darüber, wie digitale Medien im Unterricht gewinnbringend eingesetzt werden können, kann es vor allem auch angesichts der zahlreich verfügbaren und unterschiedlich gestalteten Lernprogramme nicht geben.
Jedoch haben die Ergebnisse der Metastudie und der Befragungen mit den erfahrenen Lehrkräften konkrete Richtungen aufgezeigt, wie digitale Medien sowohl für Lehrerinnen und Lehrer als auch für die Lernenden eine wertvolle Unterstützung darstellen können. Diese empirisch fundierten Erkenntnisse können als Anregungen für die Verwendung von digitalen Lehr- und Lernprogrammen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht dienen. Fest steht, dass digitale Medien in jedem Fall an die individuellen Voraussetzungen der Lernenden angepasst und auf entsprechende Lerninhalte abgestimmt in den Unterricht integriert werden müssen." (Hillmayr et al. 2017, S. 26f.)

Lassen Sie uns als Fazit folgende vorläufige These aufstellen:

Anhand der empirischen Untersuchungen lässt sich sagen, dass Medien für sich allein genommen keine Auswirkungen auf den Unterricht haben, sondern dass es immer der Lehrende ist, der den pädagogischen, didaktischen und methodischen Unterschied macht.

Reflektieren Sie diese letzte These und entscheiden Sie dann, welcher Aussagen Sie eher zustimmen würden.
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