Der Schweizer Informatikdidaktiker Beat Döbeli Honegger hat in der bildungspolitischen Diskussion über die Digitalisierung und den damit einhergehenden Leitmedienwechsel eine große Bandbreite an Meinungen und Reaktionen identifiziert (vgl. Abbildung). Nach wie vor gibt es gerade im schulischen Kontext einige Stimmen, die den durch die Digitalisierung eingeleiteten Entwicklungen ablehnend gegenüberstehen und diesen gegensteuern möchten. Andere wiederum ignorieren den Leitmedienwechsel, indem sie auf diesen gar nicht erst reagieren (wollen). Eine weitaus größere Gruppe ist der Meinung, dass Schule und Unterricht modernisiert werden muss, etwa indem Digitalisierung in einem eigenen Fach unterrichtet werden oder integrativer Bestandteil aller Unterrichtsfächer sein soll. Extremeren Positionen geht die Modernisierung von Unterricht nicht weit genug, sie fordern mit der Abschaffung von Unterrichtsfächern eine Revolution des Schulwesens. Die radikalsten posthumanistischen Positionen fordern gar die Abschaffung von Schule und stellen angesichts der Fortschritte der künstlichen Intelligenz die Notwendigkeit von Bildung ganz in Frage. An deren Stelle solle die Organisation des Zusammenlebens mit intelligenten Robotern stehen (vgl. Döbeli-Honegger 2016, S. 37ff.)
Durch die rasanten Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz hat die Frage nach den Konsequenzen der Digitalisierung für Schule und Unterricht noch weiter an Bedeutung gewonnen, da viele der Kompetenzen, Inhalte und Aufgaben unter den Bedingungen von KI neu reflektiert werden müssen. Die KMK hat aus diesem Grund im Oktober 2024 Handlungsempfehlungen zum Umgang mit künstlicher Intelligenz in schulischen Prozessen herausgegeben, die sehr lesenswert sind.