Neben der konkreten Arbeit an digitalen Produkten können Sie Kreativität in Ihrem Unterricht auch ganz grundlegend und strukturell umwälzend ermöglichen bzw. fördern.
Lai et al. (2018) dokumentieren unter Berufung auf etliche Studien eine Vielzahl an empirisch geprüften Ansätzen, wie dies effektiv und qualitätsvoll gelingen kann.
Eine Auswahl dieser Ansätze sehen Sie hier kurz zusammengefasst:
Konfrontieren Sie Ihre Schülerinnen und Schüler regelmäßig mit der Aufgabe, Lösungen für echte Probleme, die sie selbst bzw. zukünftige Generationen tangieren, zu finden.
Kreativität braucht Freiraum und Freizeit: Prüfen Sie, wie Sie den Raum, der Ihnen zur Verfügung steht (Klassenzimmer, Schulhaus, Umgebung), so flexibel nutzen können, dass er Ihren Schülerinnen und Schülern möglichst viel Freiraum für kreative Prozesse bietet. Das gleiche gilt für die Zeit: In einem 45-Minuten-Takt kann sich Kreativität kaum entfalten.
Tipp: Initiieren Sie interdisziplinäre, jahrgangsübergreifende Projekte, in denen Ihre Schülerinnen und Schüler selbstbestimmt und eigenverantwortlich lernen und arbeiten können.
Oder Sie gestalten Ihren Unterricht nach dem Google-Prinzip, indem Sie und Ihre Kolleg*innen einen festen Wochentag vom Unterricht im Klassenverband freistellen und den Lernenden stattdessen Zeit und Raum geben, in der/dem sie sich ihren eigenen Projekten widmen können. Wichtig ist, dass Sie die Projekte nicht vorschreiben. Stattdessen dürfen die Schülerinnen und Schüler individuellen Interessen nachgehen, müssen aber in regelmäßigen Abständen alle anderen über den Stand Ihrer Arbeit, über die nächsten Ziele und über Erfolge und Misserfolge informieren.
Stellen Sie ein vielfältiges Angebot an Material zur Verfügung. Gerade die Arbeit mit digitalen Medien bietet hier eine Vielzahl an Möglichkeiten.
Verlassen Sie das Klassenzimmer und nutzen Sie außerschulische Lernorte. Gehen Sie in die Natur, in die Stadt, erkunden Sie die Möglichkeiten der schulischen Umgebung, arbeiten Sie im Freien, besuchen Sie Museen und Galerien, lassen Sie sich von Betrieben und Institutionen inspirieren, arbeiten Sie mit außerschulischen Partner*innen und Expert*innen zusammen etc.
Ein respektvoll-wohlwollender Umgang zwischen Lehrenden und Lernenden ist eine Selbstverständlichkeit. Noch erfreulicher ist, dass die Forschung herausgefunden hat, dass solche Beziehungen als Faktor für kreatives Lernen fungieren.
Im Zusammenhang mit Kreativität haben sich positive Effekte der Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen gezeigt – was natürlich nicht gegen jahrgangsübergreifendes Arbeiten spricht.
Studien zeigen, dass es die Kreativität von Schülerinnen und Schülern fördert, wenn Sie als Lehrende sich die individuellen Bedürfnisse, die Stärken und die Schwächen Ihrer Schülerinnen und Schüler soweit möglich bewusst machen. Ermutigen Sie die Lerndenden, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen und sich mit Ihnen über den Lernprozess und den Lernerfolg auszutauschen. Regen Sie die Suche nach kreativen Lösungen für individuelle Probleme an.
Überdenken Sie Ihre Unterrichtsplanung: Nicht jeder Schritt, nicht jedes Ziel, nicht jeder Satz muss immer geplant werden. Versuchen Sie es doch einmal mit einer agilen Unterrichtsgestaltung, in der Sie kompetent und spontan auf die Interessen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen können. Studien haben positive Zusammenhänge zwischen Kreativität und weniger präskriptiver Unterrichtsplanung gefunden. Da, wo mehr unstrukturierte Zeit zur Verfügung steht, in der die Schülerinnen und Schüler den eigenen Interessen und Fragen nachgehen können, kann Kreativität leichter entstehen.
Metakognition meint grundsätzlich das Denken über das Denken und umfasst zwei Komponenten: das Wissen über das eigene Denken sowie das Monitoring und die Steuerung des eigenen Denkens. Metakognitive Strategien regen die Schülerinnen und Schüler dazu an, über ihre eigenen Problemlösungsprozesse zu reflektieren und neue Zusammenhänge herzustellen, um so zu innovativen und kreativen Lösungen zu kommen.