"Algorithmen" sind nicht nur wichtiger, für sich stehender Bestandteil der KMK-Kompetenzen. Sie spielen auch in den unterschiedlichsten Disziplinen eine Rolle, entscheiden doch Algorithmen, welche Suchergebnisse wir erhalten, welche Nachrichten wir lesen oder welche Produkte uns angezeigt werden. Auch die Überwachung dutzender Server oder die Auswertung seismographischer Daten erfolgt durch Algorithmen. Schreiben wir Texte digital, so unterstützt uns die Rechtschreibkorrektur – noch etwas hinter dem Algorithmen stecken.
Algorithmen beeinflussen unser Handeln und treffen zudem Entscheidungen, die uns auch persönlich betreffen. Wir haben Ihnen im Folgenden einige Beispiele herausgesucht.
Bei der Routenplanung ist es die Aufgabe der Algorithmen den schnellsten, kürzesten, wirtschaftlichsten oder landschaftlich schönsten Weg von einem Start- zu einem Zielort zu finden. Algorithmen werden hier eingesetzt, um uns das Leben angenehmer zu machen. Ein bekannter Algorithmus, der genau diesen Weg findet, ist übrigens der Dijkstra-Algorithmus.
Auch wenn manch einer sich so sehr auf sein Navigationssystem verlässt , dass er schonmal stundenlang in die falsche Richtung fährt oder ins Meer stürzt, weil die noch in Bau befindliche Brücke auf seinem Navigationssystem schon existiert, würden wir Navigationssysteme vermutlich als unproblematisch beschreiben.
Nachdem Computer deutlich schneller rechnen können als wir Menschen, ist ihr Einsatz im Börsenhandel nicht abwegig. Wie groß der Anteil der Computer-Broker wirklich ist, überrascht viele: Bereits 2012 wurden 85 Prozent des US-Aktienhandels von Algorithmen durchgeführt.
Dahinter verbergen sich komplexe mathematische Formeln, die versuchen aus historischen Marktdaten und aktuellen Marktsignalen Rückschlüsse auf den besten Zeitpunkt für An- bzw. Verkauf zu schließen. Das das nicht immer reibungslos klappen muss, zeigte sich am Schwarzen Montag 1987, dem ersten Börsenkrach nach dem zweiten Weltkrieg.
Filterblasen sind ein Phänomen, das vor allem im Kontext sozialer Netzwerke und Suchmaschinen existiert. In der Kategorie #kurzerklärt beschreibt die Tagesschau, was unter Filterblasen zu verstehen ist.
Personalabteilungen nutzen Algorithmen, um die richtigen Bewerber für das eigene Unternehmen auszuwählen. Aus Modul 00 wissen wir, dass in Zukunft Kompetenzen in den Bereichen Kreativitität, kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation besonders wichtig sind. Festzustellen, ob ein Bewerber diese Kompetenzen mitbringt, ist nicht leicht und Entscheidungen basieren oft rein auf der eigenen Intuition. In Großbritannien und den USA werden daher über 70% der Bewerbungen zunächst von Algorithmen bewertet, ehe ein Mensch die Bewerbung sichtet.
Der Wunsch hinter dem Einsatz von Algorithmen ist, dass sie zuverlässiger und vor allem objektiver Entscheidungen treffen.
Berichte aus der Praxis zeigen, dass dem nicht immer so ist. Der folgende Tweet fasst das pointiert zusammen.
Die US-Justizbehörden nutzen Algorithmen, die abschätzen, ob eine Straftäterin bzw. ein Straftäter wieder rückfällig wird. Das hat direkte Auswirkungen auf alle Betroffenen, beeinflusst die Entscheidung doch ihr Strafmaß.
In den letzten 20 Jahren wurden solche Algorithmen bei mehr als einer Million Angeklagten eingesetzt. Die mit den Algorithmen verbundene Hoffnung waren fairere Entscheidungen (als sie Menschen treffen würden).
Obwohl der Algorithmus keine Information über die ethnische Herkunft der Angeklagten hatte, wurden schwarze bzw. weiße Angeklagte unterschiedlich behandelt. Der Algorithmus ist nicht nur nicht gut, wie Studien zeigen, sondern ist zudem auch nicht fair.
Übrigens: Für die letzten beiden Beispiele gilt: Hier werden häufig Algorithmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz verwendet. Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, finden Sie unter aiunplugged.org Anregungen, wie Sie künstliche Intelligenz anhand einfacher, spielerischer Aktivitäten nachvollziehen können. Die Beispiele sind übrigens auch für den Unterrichtseinsatz geeignet.
Hinter dem Einsatz von Algorithmen steht der Wunsch, Entscheidungen schneller, besser und objektiver zu treffen als Menschen.