Die Kultur der Digitalität zeichnet sich dabei durch drei besonders charakteristische Formen aus:
die der Referentialität, der Gemeinschaftlichkeit und der Algorithmizität (vgl. Stalder 2016):
Unter Referenzialität versteht man das Erstellen eines eigenen Gefüges von Bezügen, eine allgegenwärtige und allgemein zugängliche Methode, um all die vielen Dinge, die jedem Einzelnen im Netz begegnen, zu ordnen. Diese Daten und Informationen werden so in einen konkreten Bedeutungszusammenhang gebracht, der auch das eigene Verhältnis zur Welt und die subjektive Position in ihr (mit) bestimmt. Zunächst geschieht dies einfach dadurch, dass Aufmerksamkeit auf gewisse Dinge gelenkt wird, von denen so – zumindest implizit – behauptet wird, sie seien wichtig – sei es über ein Bild auf Flickr, über einen Tweet auf Twitter, einem Blogpost oder einem Eintrag in ein Forum. Vorgänge des Filterns und der Bedeutungszuweisung sind an sich nichts Neues. Neu ist, dass nicht mehr primär Spezialistinnen und Spezialisten in Redaktionen, Museen oder Universitäten diese Prozesse als Gatekeeper ausführen, sondern dass sich das Filtern und die Bedeutungszuweisung zur Alltagsanforderung gewandelt haben.
Konsument*innen werden so gleichermaßen zu Produzent*innen, zu sog. Prosumer*innen: Ich konsumiere nicht nur Inhalte, sondern produziere sie gleichzeitig durch Posts, Likes und Shares in sozialen Medien. Dies ist eine Form des Auswählens von Inhalten, auf die alle sozialen Medien ausgerichtet sind; quasi eine Form sozialer Filterung.
Gemeinschaftlichkeit zeichnet sich aus durch den Kontakt mit anderen Personen mit ähnlichen Interessen. So entstehen Ressourcen, die konnektive Handlungen ermöglichen. Jedes Like, jedes Teilen, jeder Hinweis in Social Media ist allerdings nur dann relevant, wenn andere darauf reagieren. Durch die Erfahrungen der gemeinschaftlichen Kommunikation erweitere ich einerseits meinen subjektiven Horizont; andererseits entsteht ein geteilter kultureller Horizont, in dessem Rahmen stetig konsensuell verhandelt wird, was wichtig ist und was unwichtig, was gut ist und was schlecht etc.
Unsere gemeinschaftliche Welt ist aufgrund der globalen Vernetzung allerdings viel zu groß, um überhaupt umfassend wahrgenommen werden zu können.
Wir brauchen also technische Unterstützung beim Vorsortieren des chaotischen, ungeordneten, dynamischen Informationsfluss. Diese Filterfunktion erledigen Algorithmen, die häufig kritisch gesehen werden, ohne die jedoch die Informationsflut kaum zu bewältigen wäre.
Explizit beziehen sich also mit der Referenzialität und der Gemeinschaftlichkeit zwei der drei Aspekte auf kommunikative bzw. interaktive und kollaborative Phänomene, die unsere Kultur der Digitalität maßgeblich prägen. Und auch die Algorithmizität lässt sich mittelbar nicht ohne Kommunikation und Interaktion denken.