Das Persönliche Lernnetzwerk (PLN), also die Vernetzung mit anderen Lehr- und Fachpersonen, ist ein wichtiger Bestandteil einer digitalen professionellen Lerngemeinschaft.
Sie bieten einen virtuellen Raum für Kollaboration, sind aber gleichzeitig hochgradig individuell: Wer mit wem, wo, worüber, auf welche Art und Weise und zu welchem Zeitpunkt fachlich kommuniziert, hängt (neben der Eigendynamik der Social Media) von persönlichen Entscheidungen und Interessen ab. Jedes Mitglied eines solchen Netzwerks ist in der Lage, Meinungen, Eigenschaften, Kompetenzen und Erwartungen mithilfe verschiedener Dienste zu nutzen und zu veröffentlichen, zu organisieren und in unterschiedlichen Kontexten zu arrangieren und zu verwalten, geeignete Tools gezielt auszusuchen, zu verwenden und deren Nutzen zu reflektieren.
Persönlichen Lernnetzwerken liegt ein anderer Lernbegriff zugrunde: Unter den Bedingungen der Digitalisierung verlagert sich die Vorstellung von erfolgreichem, lebenslangem Lernen von einem zentralisierten, institutionellen Lehransatz hin zu einem lernerzentrierten und dezentralisierten Lernansatz. Lernen erfolgt hier informell, individuell, demokratisch, selbstbestimmt und selbstreguliert, gleichberechtigt, vernetzt (auch und insbesondere unter Nutzung digitaler Medien) und in sozialer Kommunikation mit Menschen mit gleichen Interessen oder ähnlichen Lernzielen.
Der Wirkungsbereich persönlicher Lernnetzwerke geht über die von Bildungsinstitutionen angebotenen Dienste hinaus, da Mitglieder einer professionellen Lerngemeinschaft für ihre Interaktion auch Dienste verwenden, die nicht zwingend den Bedürfnissen und Vorstellungen des Bildungssektors entsprechen: Soziale Medien, Chats, Videokonferenzen, Wikis, Blogs, Clouddienste, familiäre und lokale Gemeinschaften, printmediale und digitale Medien, Massenmedien, Kolleg*innen, Lehrpläne, Mircoblogs (wie Twitter), Imagehoster (wie flickr), Social Bookmarks, Foren, Online-Communities, Open Educational Resources (OER) etc. können Teil sein der Persönlichen Lernumgebung sowie Ausgangspunkt und Ressource für persönliche Lernnetzwerke (vgl. Couros 2010, S. 124).
Quelle: Vedder (2017)
Die Teilhabe an persönlichen Lernnetzwerken setzt voraus, dass Sie darüber informiert sind, wie PLNs funktionieren, wie Sie sich ihren eigenen Lernprozess planen und gestalten können, welche Quellen mit welchem Potenzial zur Verfügung stehen und welche Webanwendung sich für das jeweilige Ziel anbietet.
In Anlehnung an Howard Rheingold empfiehlt Philippe Wampfler (2016) einen achtstufigen Prozess, um sich ein PLN aufzubauen:
- In interessanten Medien und Netzwerken offen stöbern.
- Gezielt nach Informationen und Expertinnen und Experten suchen.
- Ihnen auf ihren Kanälen folgen und sich überlegen, ob sich das lohnt.
- Sein eigenes Netzwerk immer wieder neu abstimmen und verbessern (man muss den Menschen, die einem folgen, selbst nicht folgen).
- Wichtige Informationen und Inhalte verbreiten: mit inhaltlichem, sozialem oder auch Unterhaltungswert.
- Mit anderen Menschen in Beziehung treten: Nicht zu forsche Forderungen stellen, sondern Aufmerksamkeit zeigen.
- Fragen stellen, besonders dann, wenn die Antworten auch für andere im eigenen PLN nützlich sein könnten.
- Auf Fragen antworten - auch hier nicht auf Gegenseitigkeit spekulieren, sondern mit gutem Beispiel vorangehen. (Wampfler 2016, S. 102)