Eine der Hauptfunktionen eines Mediums und ein "Grundzug der menschlichen Evolution" (Giesecke 1990) ist die Ausweitung bzw. der Ersatz von motorischen und psychischen menschlichen Fähigkeiten sowie von sozialen Institutionen.
Fünf Medienrevolutionen gelten dabei - je nach Theoretiker - für die Menschheitsgeschichte als besonders bedeutend:
- die Ausbildung einer hoch entwickelten Sprache
- die Einführung komplexer Schriftsysteme
- die Erfindung und die Verbreitung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern
- die Erfindung elektronischer Medien
- die Erfindung digitaler Medien
"Man muss das Rad nicht neu erfinden!" ... oder etwa doch?
Um sich die Zusammenhänge zwischen der Menschheitsgeschichte und der Medienkulturgeschichte zu verdeutlichen, stellen Sie sich bitte die Entwicklung des Rads vor:
Bildquelle: John O'Neill, (User:Jjron) - (wikimedia), CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24925504
Die Erfindung des Rads
Vor seiner Erfindung bediente man sich Schlitten, um schwere Lasten zu transportieren. Dann folgten Rollen und Walzen, die jedoch immer wieder von hinten nach vorne getragen werden mussten.
Überflüssig wurde diese Technik erst durch die Erfindung des Rads.
Erstmals zum Einsatz kam es wohl im 5. Jahrtausend v. Christus, jedoch noch nicht in der Senkrechten, sondern waagerecht als Töpferscheibe.
Im 4. Jahrtausend vor Christus wurde dann die erste Rad-Achsen-Kombination erfunden.
Die Erfindung der Speichen ließ nochmal ca. 2000 Jahre auf sich warten.
Überflüssig wurde diese Technik erst durch die Erfindung des Rads.
Erstmals zum Einsatz kam es wohl im 5. Jahrtausend v. Christus, jedoch noch nicht in der Senkrechten, sondern waagerecht als Töpferscheibe.
Im 4. Jahrtausend vor Christus wurde dann die erste Rad-Achsen-Kombination erfunden.
Die Erfindung der Speichen ließ nochmal ca. 2000 Jahre auf sich warten.
Was können wir an diesem Beispiel sehen?
So einiges. Bestimmt hat sich der erste Mensch, der ein Rad an eine Achse steckte, über seine Erfindung gefreut, doch ob ihm die menschheitsgeschichtliche Bedeutung seiner Entdeckung bewusst gewesen ist, darf bezweifelt werden. Heute wird die Erfindung des Rads als ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte bezeichnet; dass dieses Ereignis nicht singulär, sondern Ergebnis eines langen Prozesses ist, der frühere Entwicklungen in neuer Form weiterführt, weiß dagegen nur der kulturgeschichtlich Bewanderte.
Und was hat das Rad mit Digitalisierung gemeinsam?
Mit unseren modernen Kommunikationsmedien verhält es sich ähnlich wie mit der Erfindung des Rads: Medienkulturgeschichtlich relevante Entwicklungen haben sich selten sprunghaft, sondern eher prozesshaft ereignet, und oft können wir erst in der Retrospektive erkennen, welche bedeutsamen Entwicklungen sich im Laufe der vielen Jahre ereignet haben.