Emotionen regulieren

Wir haben gesehen: Emotionen sind nützlich, weil sie uns wertvolle Informationen über unsere eigenen Bedürfnisse sowie über unser Umfeld und die Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schülern und auch Eltern bieten und in vielen Fällen ist es gut, den eigenen Gefühlen zu trauen und diese ernst zu nehmen. Allerdings können Emotionen uns in manchen Situationen auch behindern. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein übersteigertes Bedürfnis nach Perfektion dazu führt, dass bei der Nutzung neuer digitaler Tools Angst vor Fehlern aufkommt. Solche Ängste können dazu führen, dass wir beginnen, die Anwendung neuer Technologien vermeiden. Das wiederum schränkt unsere Fähigkeit ein, innovativen und effektiven Unterricht umzusetzen. In Situationen, in denen Gefühle wie Überforderung oder Frustration im Umgang mit digitalen Medien entstehen, ist es wichtig, diese Emotionen zu regulieren und entsprechend zu steuern. Erst wenn wir lernen, unsere Emotionen wahrzunehmen und zu verstehen, sind wir in der Lage, diese gezielt zu regulieren.

Unter Emotionsregulation verstehen wir, die eigenen Emotionen so zu beeinflussen, dass sie der Situation angemessen sind und akzeptiert werden können. Ziel ist es, hilfreiche Emotionen zu fördern und Emotionen mit negativen Konsequenzen zu verringern, um eine positive Unterrichtsatmosphäre und persönliche Zufriedenheit zu gewährleisten (Geßler et al., 2019).

Warum lohnt es sich Emotionsregulation zu trainieren?

Soziale Beziehungen: Menschen, deren emotionale Kompetenz stark ausgeprägt sind, haben positivere Beziehungen, fühlen sich wohler und sind körperlich und geistig gesünder (Geßler et al., 2019). Wer seine Emotionen besser regulieren kann, erlebt seltener Konflikte und erlebt Interaktionen und Beziehungen zu anderen Personen als positiver (Lopes et al., 2011).

 

Dies kann sich auch in einem positiven kollegialen Miteinander und einer harmonischen Unterrichtsatmosphäre widerspiegeln. Der Einsatz unbekannter, neuer digitaler Tools kann durch ein solches unterstützendes Arbeitsumfeld stark erleichtert werden.

Psychische Gesundheit: Psychische Belastungen wie Stress können die Fähigkeiten zur Emotionsregulation erheblich beeinträchtigen (Buruck & Haitsch, 2021).

 

Gerade im schulischen Umfeld, besonders angesichts der fortschreitenden Digitalisierung, sehen sich Lehrkräfte häufig einem hohen Druck ausgesetzt. Sie müssen sich nicht nur mit neuen digitalen Tools und Software auseinandersetzen, sondern auch innovative Lehrmethoden entwickeln und umsetzen. Wenn die Technik nicht funktioniert, die technische Ausstattung mangelhaft ist, oder sie sich nicht ausreichend vorbereitet fühlen, kann dies zu erheblichem Stress führen. Für die eigene psychische Gesundheit ist es sehr wichtig, konstruktiv mit Emotionen umzugehen, sie zum Positiven zu wenden oder sie zu akzeptieren und auszuhalten (Berking, 2010).

Eine gute Emotionsregulation kann in den jeweiligen Situationen dabei helfen, Frustration über technische Probleme anzunehmen und kreative Lösungen zu finden, um den Unterricht dennoch spannend zu gestalten. Lehrkräfte, die lernen, ihre Emotionen in Bezug auf den wachsenden Erwartungsdruck zu regulieren, können besser mit der Situation umgehen und sich gegenseitig unterstützen.

Körperliche Gesundheit: Die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren, spielt nicht nur eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit, sondern ist auch entscheidend für den Schutz vor körperlichen Krankheiten. Studien zeigen, dass Personen mit guter Emotionsregulation ein geringeres Risiko für Herzkrankheiten aufweisen (Kubzansky et al., 2011; DeSteno et al., 2013).

 

Wenn Lehrkräfte den Mut finden, ihre Gefühle im Kollegium zu teilen und Unterstützung zu suchen, tragen sie damit nicht nur zur Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit bei, sondern reduzieren auch potenzielle körperliche Gesundheitsrisiken. Indem sie eine offene Kommunikationskultur fördern, können sie zum Beispiel gegenseitig Stress abbauen und gemeinsam Strategien entwickeln, die sowohl ihre emotionale als auch körperliche Gesundheit stärken.