Emotionen und ihre Komponenten
Im Alltag haben wir manchmal das Gefühl, unseren Emotionen ausgeliefert zu sein. Unter Emotionen verstehen wir …
…"… kurzfristige, unwillkürliche, situative und objektgerichtete affektive Reaktionen …, die unser Erleben und Verhalten beeinflussen.“ (Bak, 2019, S.160)
…"… ein komplexes Muster körperlicher und mentaler Veränderungen …, darunter physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und Reaktionen im Verhalten als Antwort auf eine Situation, die als persönlich bedeutsam wahrgenommen wurde.“ (Gerrig & Zimbardo, 2018, S. 436)
Schauen wir uns diese konkreten Definitionen anhand von zwei Beispielen näher an:
- Kerstin soll in den kommenden Wochen ihren Unterricht verstärkt mit Hilfe von interaktiven Online-Tools planen und digitaler gestalten. Bei der Ankündigung der Anschaffung einer neuen App für die digitale Zusammenarbeit, verspürt sie sofort Aufregung und Vorfreude, weil sie bisher vor allem positive Erfahrungen mit Digitalisierung gemacht hat (automatisierte Reaktion).
Während der Vorbereitung breitet sich neben der Begeisterung, aber auch etwas Nervosität aus (Gefühle), beides zeigt sich beispielsweise in einem beschleunigten Herzklopfen und einem Lächeln (physiologische Erregung). Außerdem ist sie der Meinung, dass das neue digitale Tool ihre Schülerinnen und Schüler im Lernprozess motivieren wird (kognitiver Prozess – Bewertung). All diese Emotionen führen dazu, dass sie zusätzliche Informationen recherchiert, um bestmöglich auf den Einsatz des digitalen Tools vorbereitet zu sein (Verhaltensreaktion).


- Norbert fühlt sich in seiner Rolle als Lehrkraft von neuen Technologien häufig überfordert. Bei der Vorstellung, eine weitere neue App einsetzen zu müssen, verspürt er sofort Unbehagen und Angst (automatisierte Reaktion). Diese Emotionen werden meist von beschleunigtem Herzklopfen und starkem Schwitzen (physiologische Erregung) begleitet. Gleichzeitig entstehen weitere Gefühle, wie Frustration, Wut und Scham. Er denkt, er könne das nicht lernen (kognitiver Prozess – Bewertung), was ihn dazu bringt, das neue Tool zu meiden und seine Unterrichtsmethodik nicht anzupassen (Verhaltensreaktion).
Übung: Erinnern Sie sich an die letzte Situation in Ihrer Rolle als Lehrkraft, in der Sie mit dem Einsatz digitaler Medien konfrontiert waren. Wie fühlen Sie sich gerade in diesem Moment, wenn Sie daran denken?
Und wie haben Sie sich in der Situation selbst gefühlt? Erkennen Sie automatisierte Reaktionen und physiologische Erregungen? Halten Sie Ihre Gedanken schriftlich fest und versuchen Sie die ausgewählte Situation und alle aufgetretenen Emotionen, Gedanken und körperliche Veränderungen möglichst präzise zu beschreiben.
Das Komponentenmodell der Emotionen (Rothermund & Eder, 2011)
Nach dem Komponentenmodell der Emotionen von Rothermund und Eder (2011) lässt sich eine Emotion in fünf verschiedene Komponenten unterteilen:
- Erlebenskomponente
- Kognitive Komponente
- Physiologische Komponente
- Ausdruckskomponente
- Motivationale Komponente
Wir wollen uns diese verschiedenen Komponenten anhand von Norberts Situation etwas genauer anschauen und herausfinden, wie uns ein besseres Verständnis unserer Emotionen helfen kann, auch in herausfordernden Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.