1. Was ist eigentlich eine Einstellung?

Vielen wissenschaftliche Definitionen von „Einstellung“ sind folgende Kernelemente gemeinsam, die auch in der klassischen Definition von Rosenberg und Hovland vorhanden sind:

„Einstellungen werden als Prädispositionen definiert, auf bestimmte Klassen von Objekten in einer spezifischen Weise zu antworten. Die Art der Antwort kann kognitiv oder affektiv sein oder im Verhalten bestehen.“ (Rosenberg und Hovland, 1960).

D.h. Einstellungen sind Tendenzen, wie wir auf bestimmte Dinge oder Situationen reagieren – sei es durch unsere Gedanken, Gefühle oder unser Verhalten. Im Kontext der Digitalisierung im Schulalltag von Lehrkräften bedeutet das: Ein Lehrer hat bestimmte Einstellungen gegenüber digitalen Werkzeugen und Technologien (wie Lernplattformen oder digitale Whiteboards). Diese Einstellungen können sich in verschiedenen Formen zeigen:

 

  • Kognitiv (z.B. durch Überzeugungen wie „Digitale Tools erleichtern den Unterricht“),
  • Affektiv (z.B. durch Gefühle wie Freude oder Frustration bei der Nutzung von Technik),
  • Behavioral (z.B. durch konkrete Handlungen wie die regelmäßige Nutzung von digitalen Lernplattformen im Unterricht).

Wie wir etwas oder jemanden bewerten, basiert auf der Erfahrung, die wir mit dieser Person, dem Gegenstand oder der Anforderung gemacht haben. Zum Beispiel könnte jemand die Digitalisierung positiv bewerten, weil er/sie die Erfahrung gemacht hat, dass er/sie den Unterricht mit digitalen Medien schneller vorbereitet, er/sie durch die digitalen Möglichkeiten mehr Freude an der Unterrichtsvorbereitung hat oder die Schüler*innen motivierter sind am Unterricht teilzunehmen.

Interessant zu wissen: Auch das Vorurteil ist eine Einstellung (Allport, 1971), nämlich die „Neigung“, Menschen und Gegenstände „in Abhängigkeit von eigenen Gefühlen und Überzeugungen zu bewerten“. Im Falle des Vorurteils ist die Bewertung meistens (aber nicht ausschließlich) negativ. Z.B sind Annahmen über Digital Natives auch Vorurteile gegenüber Schülern und Schülerinnen, die z.B. zu überhöhten Anforderungen an diese führen könnten.

  Eine Einstellung…

  • … ist eine Antwort (Reaktion) auf bestimmte Reize. Beispiel: Eine Lehrkraft zeigt eine positive Einstellung gegenüber digitalen Lernplattformen wie Moodle oder Google Classroom, weil sie schnell und unkompliziert auf Lernmaterialien hochladen kann. Die Reaktion auf den Reiz der digitalen Lernumgebung ist eine positive Einstellung.
  • … beinhaltet kognitive, affektive und Verhaltenskomponenten. Beispiel: Kerstin hat eine positive Einstellung zur Nutzung von Tablets im Unterricht.
  • Kognitiv: Sie ist der Meinung, dass digitale Geräte das Lernen erleichtern.
  • Affektiv: Sie ist erfreut, wenn sie sieht, dass die Schüler engagierter arbeiten.
  • Verhaltenskomponente: Sie nutzt regelmäßig Tablets für interaktive Lernaufgaben.
  • … ist eine (positive oder negative) Bewertung. Beispiel: Norbert hat eine negative Einstellung gegenüber der Nutzung von Online-Prüfungen, weil er denkt, dass sie unpersönlich sind und leicht manipuliert werden können. Dies führt zu einer negativen Bewertung von digitalen Prüfungsformaten.
  • … drückt Gefühle aus (Lust oder Unlust), Beispiel: Norbert zeigt Unlust bei der Verwendung von digitalen Tools zur Unterrichtsvorbereitung, weil er das Gefühl hat durch die Verwendung überfordert zu sein. Diese Unlust kann sich in einer negativen Einstellung gegenüber digitalen Tools zur Unterrichtsvorbereitung äußern.