2. Drei-Komponenten-Modell (Rosenberg & Hovland, 1960)
Im alltäglichen Sprachgebrauch tendieren Menschen am häufigsten dazu, mit ihren Einstellungen ihre Emotionen zum Ausdruck zu bringen: Sie mögen die neuen Möglichkeiten, die die künstliche
Intelligenz bietet, hassen die digitale Erfassung der Schulnoten und finden die Unterrichtsvorbereitung auf klassischem Wege langweilig.
Oft drücken Sie eine Bewertung aus, z.B. könnte eine Lehrkraft die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung als belastend empfinden.
Ein solches Urteil beruht auf dem Nachdenken und auf Informationen. Man sieht also, dass in den Einstellungen mal Gefühle (affektive Komponenten), mal Gedanken (kognitive Komponente) eine Rolle spielen und dass die eine oder andere Komponente von Fall zu Fall überwiegt.
Einstellungen
kognitiv
affektiv
verhaltensbasiert
Wissen, Überzeugungen
Emotionen, Gefühle
Reaktionen
"Die Digitalisierung wirkt sich negativ auf das Lernverhalten der Schüler und Schülerinnen aus."
"Beim Thema Digitalisierung fühle ich mich überfordert."
"Ich werde das neue Programm zur Unterrichtsplanung nicht verwenden."
Je nachdem, welche Komponente die dominierende ist, können die folgenden Typen von Einstellungen unterschieden werden:
- Affektive (emotionale) Einstellungen: Sie sind der Ausdruck von gefühlsbetonten Bewertungen, Vorlieben, subjektiven Befindlichkeiten (sich wohl oder unwohl fühlen im Umgang mit anderen Menschen oder bei der Betrachtung/Verwendung bestimmter Objekte). Die emotionalen Einstellungen sind oft mit der Reaktion des autonomen Nervensystems verbunden (z. B. Gänsehaut oder Übelkeit bei der Betrachtung von Objekten, die man nicht mag).
- Intellektuelle (kognitive) Einstellungen, auch evaluative, wertende Einstellungen genannt. Das sind Meinungen, Überzeugungen, Glaubensgrundsätze und ihnen entsprechende verbale Bewertungen. Auch das Wissen über Mitmenschen und Verstehen von Objekten werden in diese Kategorie eingeordnet.
Handlungsorientierte (beziehungsweise konative oder verhaltensorientierte) Einstellungen: Das sind Verhaltensabsichten, Verhaltenstendenzen oder offen gezeigtes Verhalten
Es kann passieren, dass sich die genannten Komponenten widersprechen…
Beispiele:
- Eine Lehrkraft fühlt sich durch die Pflicht der Einbindung von iPads im Unterricht unter Druck gesetzt und überfordert, schätzt aber den Nutzen wie z.B. keine Arbeitsblätter mehr ausdrucken zu müssen sehr. Dabei ist die emotionale Komponente (unter Druck gesetzt, überfordert) mit der rationalen Komponente (Einschätzung des Nutzens) nicht im Einklang.
- Eine Lehrkraft steht der Digitalisierung in der Schule z.B. kritisch gegenüber, nutzt aber die Kommunikation per Email, um alle Elternteile schnell und effizient informieren zu können. Das heißt: Die kognitive Komponente (die Digitalisierung kritisch sehen) und die handlungsorientierte Komponente (die Nutzung von Emails zur Kommunikation) widersprechen sich.
Übung: Wenn ich an die Digitalisierung in der Schule und in meinem Unterricht denke, dann…
- Denke ich: … (kognitive Komponente)
- Fühle ich mich: … (affektive Komponente)
- Würde ich am liebsten: … (Verhaltenstendenz)
Beispiele:
- Denke ich, dass es wichtig ist, die Schüler*innen zunehmend auf den Umgang mit einer digitalisierten Welt vorzubereiten.
- Fühle ich mich herausgefordert, neugierig, interessiert.
- Würde ich am liebsten noch einige Fortbildungen mehr besuchen, um mein Wissen zu vertiefen.
- Denke ich, dass es den Schüler*innen gut tun würde, zumindest in der Schule etwas Abstand von Smartphone, Tablet & Co. zu bekommen.
- Fühle ich mich genervt, überfordert, fremdbestimmt.
- Würde ich am liebsten weiterhin klassisch unterrichten und den Schüler*innen zumindest in der Schulzeit Digital Detox gönnen.
Solche ambivalenten (inkonsistenten) Einstellungen kommen recht häufig vor. Experimente zeigen, dass sich inkonsistente Einstellungen vergleichsweise schnell ändern und somit leichter beeinflussbar sind. Vermutlich ist das der Grund dafür, warum Lehrkräfte Enthaltsamkeit digitaler Medien selbst nicht betreiben und Computer und Smartphone als Arbeitsgerät nutzen, Enthaltsamkeit aber von ihren Schülern und Schülerinnen einfordern.
Übung: Meine ambivalenten Einstellungen bezüglich der Digitalisierung in Schule und Unterricht
Welche ambivalenten bzw. entgegengesetzten Einstellungen bezüglich der Digitalisierung in Schule und Unterricht kennen Sie von sich? Notieren Sie 3.
- Einerseits,…… . Andererseits,….
- Einerseits,…… . Andererseits,….
- Einerseits,…… . Andererseits,….