Wie kann man als Lehrkraft Technostress grundsätzlich regulieren?
Ansatzpunkte für den Umgang
Technostress entsteht, wenn Lehrkräfte durch digitale Medien überfordert, unterbrochen oder emotional belastet werden. Studien zeigen, dass Betroffene drei Arten der Stressbewältigung nutzen können: Stressreduktion, Stressortoleranz und Erholung von Belastungen (Salo et al., 2017).
- Stressreduktion – Stressoren aktiv reduzieren
Hierbei geht es darum, die Ursache des Stresses zu verringern:
- IT-Funktionen anpassen: Benachrichtigungen ausschalten, Datenschutzeinstellungen optimieren, ungenutzte Apps löschen oder Bildschirmhelligkeit reduzieren (z. B. mittels Software wie Flux, um Schlafstörungen zu vermeiden).
- Nutzungsgewohnheiten ändern: IT-Pausen einlegen, Nutzung sozialer Netzwerke überwachen, die Dauer der Bildschirmzeit reduzieren oder digitale Spieleinsätze begrenzen.
Diese Maßnahmen verringern die Belastung direkt und langfristig.
- Stressortoleranz – Eigene Reaktionen steuern
Wenn Stressoren nicht entfernt werden können, hilft ein emotionsorientierter Ansatz:
- Reaktionen reflektieren und anpassen: Bewusst entscheiden, nicht sofort auf E-Mails oder Push-Benachrichtigungen zu reagieren.
- Abhängigkeit von IT verringern: Gelassenheit entwickeln, Technologie kritisch hinterfragen, sich des eigenen Reaktionsmusters bewusst werden.
Durch solche Strategien können Lehrkräfte Technostress abmildern, ohne die digitale Arbeit einschränken zu müssen.
- Erholung von Belastungen – Kurzfristige Entlastung
Wenn Stressoren weder reduziert noch toleriert werden können:
- IT-Abschalten und Abstand nehmen: Kurze Pausen vom Gerät einlegen, bewusst offline gehen.
- Emotionen abbauen: Frust durch Reden, Tagebuch schreiben oder kontrolliertes Ventilieren (z. B. mit Kolleg:innen) abbauen.
Diese Maßnahmen wirken nur vorübergehend und sollten nicht die primären Strategien ersetzen.
Weitere praxisnahe Maßnahmen zur Stressvermeidung (Cramer & Hosenfeld, 2023):
- Fortbildung: Regelmäßige Workshops, praxisnahe Trainings im Unterrichtskontext, Schulungen zu digitalen Tools und didaktischen Konzepten.
- Kollegiale Unterstützung: Mentoring, Peer-Coaching und Lerngemeinschaften helfen beim Erfahrungsaustausch und stärken die Selbstwirksamkeit.
- Technische Rahmenbedingungen: Stabile Infrastruktur, funktionierende Hardware, zentrale IT-Unterstützung und einheitliche Tools.
- Zeit- und Arbeitsmanagement: Genügend Planungszeit für digitale Materialien, Reduktion von Doppelarbeit durch Templates, flexible Unterrichtsgestaltung.
- Ressourcen und Wohlbefinden: Supervision, Coaching und Angebote zur Stressbewältigung fördern ein positives Mindset und die Motivation im Umgang mit digitalen Medien.
- Organisatorische Maßnahmen: Lehrkräfte in Entscheidungen einbeziehen, klare Regeln für digitale Nutzung und regelmäßiges Monitoring von Arbeitsbelastung und Infrastruktur.
Fazit:
Lehrkräfte können Technostress aktiv reduzieren, indem sie IT-Stressoren beseitigen, eigene Reaktionen steuern und sich bei Bedarf kurzfristig erholen. Ergänzend unterstützen Fortbildung, Kollegialität, passende Rahmenbedingungen und Zeitmanagement eine nachhaltige Stressprävention im digitalen Unterricht.